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Email für alle – Erleben was verbindet

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Lesedauer: 4 Minuten
Logos der Freemail-Anbieter GMX, Telekom, WEB.de und Freenet

In einem kleinen Test nahmen die großen deutschen Freemailanbieter den Slogan „E-Mail für alle“ ziemlich wörtlich. So ist es für Minderjährige einfach möglich, ein E-Mail-Konto anzulegen. Dazu muss nicht einmal das Geburtsdatum „gefälscht“ werden. Doch was ist mit einem solchen Account möglich? Kann der Filius eigenständig kostenpflichtige Dienste zubuchen? Wie lässt sich ein solches Mailkonto wieder löschen? Da mich diese Fragen beschäftigten, habe ich die Probe aufs Exempel gemacht. Ich habe versucht, als minderjähriges, nicht geschäftsfähiges Kind bei den bekanntesten deutschen Anbietern ein kostenloses E-Mail-Konto anzulegen.

Eine neue Mailadresse für 8-jährige

Bei WEB.DE muss man eine postalische Adresse angeben, die aber scheinbar nicht weiter überprüft wird. Beim Geburtsdatum muss nicht geschummelt werden. Im Test wurden die Daten eines 8-jährigen Kindes anstandslos akzeptiert. Eine zusätzliche Kontaktadresse (Mail) und eine Handynummer sind optional. Lediglich die „Geheimfrage“ muss noch gewählt und eine Antwort hinterlegt werden. Ist das erledigt, kann auch ein Kind ohne weitere Hindernisse los legen mit E-Mails.

Bei GMX gestaltet sich das Prozedere äquivalent zu WEB.DE. Dies scheint wenig verwunderlich, steht doch hinter beiden Diensten die 1&1 Mail & Media GmbH in Karlsruhe.

Als dritter deutscher im Anbieterbunde bietet auch die Telekom einen Freemaildienst an. Für die Registrierung einer Adresse muss hier lediglich Name und Geburtsdatum als persönliche Daten hinterlegt werden. In einem ersten Versuch reichte hier ebenfalls ein Geburtsdatum, das einem minderjährigen Antragsteller von 8 Jahren entsprach. Bei einem erneuten Test wurde im Anschluss noch ein Verifizierungscode per SMS gefordert, was mich verwunderte. Nach einer Recherche im Netz fand ich heraus, dass es darauf ankommt, über welche URL man die Registrierung beginnt. Für den Test wählte ich die Variante ohne SMS-Bestätigung.

Bei Freenet, als letztem getesteten Freemailanbieter, ist es nicht möglich, ein Geburtsdatum eines vermeintlich 8-jährigen Kindes anzugeben. Mindestens 12 Jahre müsste man hier schon sein. Anderenfalls muss man auf einen anderen Anbieter ausweichen, möchte man beim Geburtsdatum bei der Wahrheit bleiben.

Bestellung kostenpflichtiger Zusatzdienste

Nachdem man sich bei WEB.DE in die Weboberfläche eingeloggt hat, ließen sich kostenpflichtige Dienste wie der WEB.DE Club oder auch eigene Domains scheinbar bestellen. Ein entsprechender Versuch wurde jedoch mit der Fehlermeldung quittiert, dass man dazu 18 Jahre alt sein müsste. 

Bei GMX ähnelt die Oberfläche sehr dem, was man bei WEB.DE sieht – oder umgekehrt. Ein Versuch, das Mailpaket GMX Premium zu buchen, wurde auch hier der Fehlermeldung quittiert, dass man dazu 18 Jahre alt sein müsste.

Mit einer T-Online E-Mail konnte ich bei einer kurzen Prüfung nicht viel finden, was sich damit „kaufen“ ließe. Zum Themenbereich E-Mail konnte ich keine zu bezahlenden Upgrades finden. Zwar wäre es möglich, über das Portal einen der Magentatarife abzuschließen. Versucht man das, so landet man auf den sonst auch üblichen Shopseiten der Telekom mit den ebenfalls üblichen Möglichkeiten eines Vertragsabschlusses. Hier sollte vor Abschluss eines Handy- oder Festnetzvertrages dann eine Altersverifikation stattfinden.

Einem mindestens 12-Jährigen Kind scheint es aber bei Freenet möglich, kostenpflichtige Dienste wie „Powermail“ zu buchen. Dazu muss dann eine gültige Kontoverbindung angegeben werden. Auf die dabei entstehenden Kosten wird eindeutig hingewiesen. Der Versuch wurde hier abgebrochen, um Probleme zu vermeiden. Ich kann damit nicht sagen, wie die Kontoverbindung verifiziert wird bzw. ob es zu einem Bestellabbruch wegen Minderjährigkeit kommt.

Löschen der bestehend Zugänge

Nachdem es sich bei den angelegten Accounts um einen kurzen Test handelte, sollten diese auch wieder umgehend gelöscht werden. Negativ viel hierbei die kostenlose E-Mail der Telekom auf. Eine Löschung war nicht ganz einfach möglich. Die angebotene Menüführung wirkte verwirrend und auch die angebotene Hilfefunktion brachte keine eindeutigen Auskünfte. Im Kundencenter lässt sich das gewählte E-Mail-Paket kündigen. Ob der angelegte Testzugang bei T-Online nun endgültig gelöscht wurde, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Nachfolgende Log-in-Versuche im Portal blieben zumindest erfolglos. Jedoch war es nicht möglich, den vorher gewählten und nur frei gewordenen Benutzernamen erneut zu wählen. Möglicherweise bleibt dieser trotz Deaktivierung von der Telekom noch eine bestimmte Zeit reserviert und kann noch nicht neu belegt werden.

Ebenfalls negativ, weil unübersichtlich, gestaltete sich die Löschung bei Freenet. Erst über eine Internetsuche wurde ich fündig und konnte die Löschung aber leider nicht durchführen, da die Zugangsdaten nicht akzeptiert wurden. Anscheinend war ich etwas unachtsam beim vergebenen Passwort. Da auch keine gültige alternative Kontaktmail hinterlegt wurde, muss ich das leider so belassen. Das Postfach wird gem. Freenet nach 365 Tagen Nichtnutzung automatisch gelöscht.

Wie im Angebot selbst, gleichen sich GMX und WEB.DE auch zur Löschung eines Zugangs in der Menüführung. Der Punkt zur Löschung des Accounts war einfach über das linke Seitenmenü im Webinterface auffindbar. Bei GMX als „Mein Account“ und WEB.DE als „Verträge & Rechnungen“. Vor der endgültigen Löschung wurde deutlich hingewiesen, dass dieser Schritt nicht umkehrbar wäre.

Auch Kinder sollen eine Emailadresse haben

Grundsätzlich sehe ich nichts Verwerfliches, wenn für Kinder eine Freemailadresse registriert werden kann. Irgendwann und irgendwie muss unsere Jugend auch an das Neuland Internet herangeführt werden. Ich muss auch ehrlicherweise anführen, dass es mir lieber ist, mein Kind hat eine E-Mail bei einem Anbieter, der deutschem Recht unterliegt, als bei einem der großen Konzerne mit möglicherweise gänzlich anderem Verständnis von Datenschutz.

Bliebe (nicht) abschließend die Frage, ab welchem Alter Kinder eine eigene E-Mail Adresse brauchen. Diese Frage muss letztlich jeder selbst beantworten. Ein 8-jähriges Kind wie im Test sollte im Umgang mit E-Mail sicherlich mehr betreut werden als ein 12-jähriges. Ich sehe es hier wie meinem Artikel Ein Android Tablet für den Nachwuchs1interner Link, aufgerufen am 23.4.2023: Es ist wichtig, dass wir uns bei der Ausbildung der Internetkompetenz unserer Kinder nicht ausschließlich auf die Schule verlassen. Es ist wichtig, die Kinder Schritt für Schritt, je nach Entwicklungsstand und Interesse in die digitale Realität zu begleiten und zu unterstützen, jedoch nicht zu bevormunden. Eigentlich nicht mehr und nicht weniger, als es eine vernünftige Erziehung in der physischen Welt auch erfordert.

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Einzelnachweise
  • 1
    interner Link, aufgerufen am 23.4.2023

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