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Warum ich eine Smartwatch nutze

, zuletzt bearbeitet:

Lesedauer: 6 Minuten
Automatikuhr, LG G Watch, Huawei Watch

Am Anfang waren die Ecken

Als Google auf der I/O 2014 Android Wear präsentierte, war ich sofort Feuer und Flamme: Das Internet am Handgelenk! Zum damaligen Zeitpunkt waren lediglich die Samsung – ich weiß gar nicht mehr, wie die hieß – und die LG G Watch verfügbar. Beides rechteckige Uhren ohne besondere Optik. Für beide Smartwatches waren je ca. 200€ aufgerufen. Die runde Moto 360 war für „later this summer“ angekündigt. Einen Preis nannte man gleich gar nicht. Auf das Android-Wear-Betriebssystem und die Details der Uhren gehe ich nicht ein. Informationen hierzu sind überall im Netz zu finden.

Man sah allen Teilnehmern der I/O die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Jeder hatte auf die Moto 360 gewartet. Anstatt des Runden bekam man nun das Eckige. Auch ich hatte von Anfang an auf eine runde Uhr gehofft. Seit ich denken kann, sind Uhren rund; sieht man mal von den ersten Digitaluhren ab. Jedenfalls hat für mich eine Uhr rund zu sein! Und dann der Preis! Come on Google, ich soll 200€ für ein Minismartphone am Handgelenk hinblättern? 200€ für ein technisches Gerät, dass nach einem oder spätestens zwei Jahren Elektroschrott ist. Für mich war der Weg mit Smartwatch schon erledigt, bevor er begonnen hatte – befürchtete ich. „Later that summer“ kam dann auch die Moto 360, welche zwar rund, aber ebenfalls unverschämt teuer war. Weiterhin verfolgte ich die Android-Wear-News aufmerksam, um nichts zu verpassen. Es brodelte in mir. Der Nerd wollte unbedingt eine dieser Smartwatches und der Vernunftmensch hielt ihn vom Kauf ab. Im Dezember 2014 verführte mich Google Play dann doch noch zu der eckigen LG G Watch mit weißem Silikonband. Für 99€ hatte ich zugeschlagen; das war mir das Spielzeug dann doch wert, obwohl ich die Optik weniger als ansprechend fand.

Quelle: LG Pressebild zur LG G Watch
Quelle: LG Pressebild zur LG G Watch

Was macht man damit?

Der kleinen Schuhschachtel und Designfail an meinem Handgelenk war von Weitem anzusehen, dass es sich um ein Gadget handelte. Das hatte zur Folge, dass ich oft genug auf die Smartwatch angesprochen wurde. Kann man damit auch Anrufe machen? War eine oft gehörte Frage. Nein, kann man noch nicht. Was kann die Uhr dann? Komisch, wie wenig die Leute mit ihren Smartphones telefonieren. Trotzdem ist das die erste Frage, die kommt und sonst scheint dem Normalosapiens nichts anderes einzufallen.

Schon nach kurzer Zeit hatte ich Gefallen daran gefunden, dass von meiner Smartwatch Schritte gezählt werden. Auf meinem Smartphone hatte ich dazu schon eine Pedometer-App. Die zählt aber nur die Schritte, wenn man das Smartphone bei sich hat. Habe ich aber nicht immer. Damit ist die App nicht wirklich nützlich, weil sie quasi nur falsch zählen kann. Was ich jedoch den ganzen Tag am Körper trage, ist meine Uhr. Seit über 10 Jahren trug ich eine Marcello Automatic mit Edelstahlgehäuse und Saphirglas (Titelbild links). Sie hatte für meine damaligen Verhältnisse ein halbes Vermögen gekostet, aber ich hatte sie auch 10 Jahre lang jeden Tag getragen. Nun hatte ich die LG G Watch am Handgelenk. Wie akkurat hier die Schrittzählung funktioniert, vermag ich nicht zu sagen. Es fehlte mir an Vergleichsmöglichkeiten.

Natürlich rufe ich mit meinem Smartphone auch meine E-Mails ab. Meine diversen Mailclients am Smartphone unterstützen Android Wear und ich sehe auf meiner Uhr gleich, ob es eine lesenswerte Mail ist oder nicht. Falls nötig, kann die E-Mail auch gleich am Handgelenk gelöscht werden. Meist könnte man auch gleich über die Android Wear Uhr die Mails beantworten. Das nutze ich nur ganz selten. Mehr als kurze Sätze ist hier kaum machbar. Satzzeichen können zwar diktiert werden, aber Absatzwechsel sind nicht drin. Außerdem wird gerne mal ein Wort falsch verstanden und die Korrektur der Texte ist dann eher mühsam.

Womit wir schon bei einer weiteren Anwendung sind: Die Messenger. Hier ist ggf. auch die Beantwortung von Nachrichten sinnvoll, da man hier i. d. R. kürzere Texte verschickt als bei E-Mails. Ebenfalls achte ich bei Chats weniger auf Groß- und Kleinschreibung als bei E-Mails. E-Mails sind eine formellere Art der Kommunikation. Chats laufen weniger formal, auch was Rechtschreibung angeht. Da wird auch vom Empfänger die Nachricht noch verstanden, auch wenn die Spracherkennung wieder etwas daneben gelegen hat oder Satzzeichen nicht stimmen oder fehlen.

Am Smartphone habe ich ebenfalls eine App, die meine Bestellungen trackt. Auch hier erhalte ich die Benachrichtigungen ebenfalls auf meine Uhr und kann sie gleich als gelesen markieren.

Dann noch Musik hören, besser gesagt die Wiedergabe steuern. Ich nutze selten Google Music und etwas öfter (wegen Prime) Amazon Music. Die Musik höre ich dann per Bluetooth entweder über einen Kopfhörer oder einen BT-Lautsprecher. Hierbei dient die Android Wear Uhr als Fernbedienung, was ziemlich gut funktioniert und echt praktisch sein kann. Beispielsweise liegt das Smartphone irgendwo im Raum beim Laden, die Musik dudelt und dann bräuchte man schnell mal Ruhe weil das (Festnetz-)Telefon klingelt: Handgelenk hoch und Pause gedrückt! Oder einfach nur leiser gedreht. So soll das funktionieren!

Und sonst?

Dann gibt es da noch Funktionen, die bei mir nicht immer richtig klappen. Eine Android Wear Uhr bringt einem auch noch Google Now ans Handgelenk. Die Floskeln, die auf den Präsentationen dargeboten werden, funktionieren alle. Als „OK, Google….. Wie groß ist Angela Merkel?“ und im Anschluss „Wann hat sie Geburtstag?“ stellen kein Problem dar. Natürlich auch noch die Frage nach dem Regenschirm, welche mir in dieser Form noch nie in den Sinn gekommen wäre. Das alles ist aber eher für Präsentationsshows tauglich. Im Alltag hatte ich für so etwas noch nie Verwendung. Alle vergleichbaren Anweisungen, die mir in der Praxis dazu in den Sinn gekommen wären, haben nicht funktioniert. Daher lasse ich inzwischen sein.

Was unterschiedlich gut klappt, ist Apps zu starten. Es kommt darauf an, wie gut der Name der App verstanden wird. Oder man lässt gleich eine passende Aktion ausführen. So sollen die Anweisungen „Fahre zur Arbeit!“ und „Navigiere zur Arbeit!“ Google Maps im Navigationsmodus starten. Die „Fahre…“ Anweisung funktioniert bei mir auf der Smartwatch schon länger nicht mehr zuverlässig. Mit „Fahre zu…“ habe ich meist Glück. Auch soll Google Now auf „Schreibe Hangouts Nachricht an…“ mit einer entsprechenden Nachricht an die Person reagieren. Das funktioniert aktuell leider auch nicht so zuverlässig, wie Google uns das verkaufen will und wie ich es mir wünschen würde. Das stellt aber nicht unbedingt allein ein Problem der Smartwatch dar. Vielmehr scheint Google sehr intensiv mit Now zu experimentieren. Generell muss ich feststellen, dass Google Now über die Smartwatch schlechter zu funktionieren scheint als über das Smartphone. Zusammenfassend kann man sagen, dass alles, was mit Google Now funktionieren soll, theoretisch auch über die Android-Wear-Smartwatch ausführbar ist.

Sprich zu der Hand!

Diverse Nachrichten am Handgelenk betrachten und diese auch gleich noch beantworten. Ist das nicht wahnsinnig coooool? Mein Gott, was kommt man sich dämlich vor, wenn man dann im Alltag angestarrt wird! Und noch viel dämlicher, wenn der Sprachassistent wieder einmal nicht richtig funktioniert.

Ich spreche mit meiner Uhr, wie auch mit Google Now am Smartphone, wirklich nur, wenn ich allein bin oder einem Technikbegeisterten etwas zeigen will. Ich bin Nerd genug, dass ich mir nicht blöd dabei vorkomme, so lange ich alleine bin. Sobald aber normale Zuhörer in der Nähe sind, ziehe ich lieber mein Smartphone raus und tippe. Trotzdem habe ich mich an die Smartwatch als „Second Screen“ gewöhnt und möchte das für die nächste Zeit auch nicht mehr missen.

Huawei Watch, silber, Gliederarmband
Huawei Watch, silber, Gliederarmband

Am Ende schließt sich der Kreis

Wie oben erwähnt, hatte ich 10 Jahre lang eine runde Uhr mit Automatikuhrwerk. Kein Wunder also, dass mir diese rechteckigen Uhren nicht gefallen. Mir hat die LG G Watch optisch nie wirklich gefallen, ebenso halte ich die Apple Watch für kein bisschen hübscher. Auch mit der ZenWatch kann ich mich optisch nur bedingt anfreunden. Android Smartwatches, die mir gefallen, sind die Moto 360, die LG G Watch R – besser noch die Urbane, die Fossil Q Founder und die Huawei Watch. Eben runde Uhren. Für all diese Uhren rufen die Hersteller leider Mondpreise auf. Bei all diesen Uhren hätte ich mir jeweils die Hälfte der UVP als Marktpreis gewünscht, aber nicht erst kurz bevor der Nachfolger kommt. Letztlich kam mir ein vorweihnachtliches Angebot von Amazon Frankreich entgegen. Ich bestellte mir im Dezember 2015 die Huawei Watch mit Gliederarmband für 253 € incl. Versand.

So, wie ich es vor der LG G Watch tat, trage ich jetzt wieder eine runde Uhr aus Edelstahl und Saphirglas.

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