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Ohne Internet geht nichts – Zehnder ComfoConnect LAN C

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Lesedauer: 5 Minuten
Zehnder ComfoConnect LAN C

(incl. Update vom 18. Mai 2017) Als glücklicher Besitzer einer Zehnder ComfoAir Q350 Lüftung bediene ich ganz fortschrittlich die Anlage über mein Smartphone. Dazu habe ich das ComfoConnect LAN C Modul verbaut. Damit lässt sich die Zehnder Lüftung wunderbar von überall bedienen. Im Grunde ganz toll, aber neulich hatte ich für ein paar Tage kein Internet zu Hause. Wie ich feststellen musste, geht dann über die ComfoControl App gar nichts mehr. Das hat mich etwas nachdenklich gemacht.

Bei der Inbetriebnahme und Koppelung mit dem Smartphone ist es wichtig, dass sich Lüftungsgerät und Smartphone im gleichen Netzwerk befinden. Nach der erfolgreichen Einrichtung lässt sich auch festlegen, ob das Lüftungsgerät nur im heimischen Netzwerk oder ebenfalls von unterwegs aus bedient werden kann. Der unbedarfte Benutzer mag hier den Eindruck haben, dass sich der Zugriff aus dem Internet auf die eigene Lüftungsanlage abschalten lässt. Wie ich vor Kurzem feststellen durfte, ist dem nicht so. Nachdem bei mir der Internetzugang für ein paar Tage gestört war, ließ sich meine ComfoAir Q350 selbst im heimischen Netzwerk nicht mehr über die App ansprechen. Das bedeutet, dass das ComfoConnect LAN C Modul immer über die Zehnder Server mit dem Smartphone kommuniziert. Eine direkte Verbindung zwischen dem Smartphone und der Anlage besteht auch dann nicht, wenn sich beide Geräte im gleichen Netzwerk befinden.

Beim Einsatz eines ComfoConnect LAN C Moduls hat damit Zehnder theoretisch immer Zugriff auf das Lüftungsgerät und dessen Betriebsdaten. Die App ist so programmiert, dass dem Kundendienst erst ein – in der App generierter – Zahlenschlüssel mitgeteilt werden muss, bevor dieser Zugriff auf das Gerät erhält. Da aber die komplette Kommunikation zwischen Smartphone und Lüftung über Server von Zehnder läuft, können diese Daten dort auch gespeichert und verarbeitet werden. Das mag anonym geschehen und ein Rückschluss auf einzelne Anlagen oder gar deren Adresse mag ausgeschlossen sein. Ob dem so ist, kann ich nicht beurteilen. Im ganzen Installationsprozess ist es nirgends notwendig, die eigene Postadresse, E-Mail oder andere persönliche Daten zu hinterlegen. Somit sollte eine Zuordnung der Anlage zu einem Gebäude oder einer Person nicht direkt möglich sein. Der Betrieb der ComfoConnect LAN C bietet also nicht nur dem Betreiber der Anlage den angenehmen Nutzen, die Lüftung von nahezu überall bedienen zu können. Man liefert ggf. dem Hersteller reale Messwerte seiner Anlagen. Diese Werte können zur Optimierung der Firmware eingesetzt werden, was letztlich dem Benutzer wieder zu Gute kommt.

Doch auch die andere Seite ist denkbar. Die ComfoConnect App fordert den Zugriff auf den Standort des Smartphones. Lt. Zehnder Kundendienst wird der Standort benötigt, damit die App weiß, ob man sich zu Hause befindet oder nicht. Der WLAN-Name sollte jedoch hierfür ausreichend sein. Die ComfoControl App können ebenso die GPS-Koordinaten des Smartphones an Zehnder übertragen. Damit wäre ziemlich schnell eine Lokalisierung des Lüftungsgerätes möglich. Über ein hinterlegtes Zeitprogramm oder die App kann die Anlage auf Abwesenheit geschaltet werden. Eine Anlage auf Abwesenheit lässt den Schluss zu, dass niemand zu Hause ist. Was nun, wenn sich jemand auf die Server hackt? Auch eine Veränderung der Ablufttemperatur oder deren Feuchtigkeit würde Rückschlüsse auf anwesende Bewohner zulassen. Letztlich ist für Verschwörungstheoretiker alles denkbar. Wäre nun eine Kopplung, wie von mir angeregt, mit einem Dienst wie „If this then that“ (IFTTT) möglich, ließen sich die zur Verfügung stehenden Daten noch viel besser und informativer verknüpfen. Die Enthüllungen von Edward Snowden und anderer im Hinterkopf tut sich hier ein düsteres Bild auf. George Orwell dürfte da ein besseres Topfschlagen auf dem Kindergeburtstag darstellen. Bleibt zu hoffen, dass die Daten zumindest verschlüsselt durch die öffentlichen Leitungen gehen.

Ich möchte hier den Teufel nicht an die Wand malen. Das ist eine Frage von Vertrauen an den Hersteller. Das hat man oder auch nicht. Für mich stellt die Möglichkeit, dass Zehnder auf die Daten meines Lüftungsgerätes zugreifen könnte, bisher kein K. O. Kriterium dar. Beim Kauf und der Inbetriebnahme des ComfoConnect LAN C war mir diese Tatsache allerdings nicht bewusst. Ich hatte irrtümlich angenommen, dass eine gewisse Intelligenz im Modul selbst steckt; im Idealfall ein kleiner Webserver.

Offensichtlich setzt dieser kleine Kasten aber nur den CAN-Bus der ComfoAir auf LAN-Signale um. Diese Beschreibung mag zwar auch die technischen Hintergründe nicht exakt treffen, aber der Laie könnte es sich so vorstellen. Wer also ein Problem damit hat, dass die Signale bei jedem Zugriff auf die Lüftung und evtl. auch ohne Zutun des Nutzers über das Internet laufen und damit das heimische Netz verlassen, sollte die Finger vom ComfoConnect LAN C Modul lassen. Für alle anderen stellt es eine richtig komfortable Methode dar, die eigene Lüftung zu bedienen.

Update 18. Mai 2017

Heute hat mich eine Stellungnahme von Zehnder zu diesem Beitrag erreicht:

Hallo Herr Schmidt,
Nach einiger Zeit melde ich mich wieder. Heute las ich den Artikel den Sie am Freitag, 17. März 2017 auf ihrer Website veröffentlicht haben.
Hier zu möchte ich einige kurze Statements abgeben:
– Wenn man in den Gatewayeinstellungen festlegt, dass nur lokale Verbindungen verwendet werden sollen, so ist das auch wirklich so. Im lokalen Netzwerk gibt es eine Direktverbindung. Der Grund warum bei Ihnen die Bedienung nicht möglich war als es kein Internet gab, liegt sicher nicht daran, dass sich das Gateway nur über den Zehnder Server erreichen ließe. Ich vermute es wird schwierig, den Grund im Nachhinein exakt nachzuvollziehen.
– Wir speichern keine Lüftungsbezogene Daten oder Anwenderdaten. Zehnder Server und Gateway stellen nur die Verbindung her, verschlüsseln und übermitteln die Daten.
– Der Zugriff auf den Standort des User wird nur verwendet um die Höhe über dem Meer vor Ort festzustellen um diese bei der Inbetriebnahme automatisch zu ermitteln. Es gibt keine andere Nutzung. Also bisher auch keine automatische Erkennung ob man zuhause ist oder nicht.
Zusammengefasst: Wir wissen nicht wer ein Zehnder ComfoAir Q verwendet und was er damit macht.

Natürlich bleibt es immer eine Frage des Vertrauens, ob man ein Produkt eines Herstellers nutzen möchte oder nicht. Ich kann jedoch sagen, dass die Möglichkeit unsere Lösung nur lokal nutzen zu können genau gemeint ist für Leute die Ihre Daten nicht über Internet übertragen möchten und dass dies wirklich so funktioniert.
Mit freundlichem Gruß
Peter-Maarten Bijkerk
Product Manager
Competence Center ComfoSystems

Ich sollte die Einstellung mit deaktiviertem Fernzugriff und abgeklemmten Internetanschluss bei Gelegenheit noch mal testen. Zehnder versichert immerhin, dass ein Zugriff nur innerhalb des Netzwerks möglich sein müsste. Aktuell habe ich dazu relativ wenig Zeit, aber vielleicht kann das ein Leser nachstellen und sich in den Kommentaren dazu äußern.

Die Aussage, dass Zehnder keine Nutzerdaten sammelt und/oder speichert, ist beruhigend. Gerne gebe ich die Aussage daher hier so weiter, wie sie mich erreicht hat. Meine Aussagen zur Nutzung personen- und anlagenspezifischer Daten im Beitrag waren hypothetisch. Ich habe versucht, dies in meiner Wortwahl klar zu machen und hoffe, dass dies auch so beim Leser ankommt. Ein Beweis, dass Zehnder personenbezogene Daten speichern würde, lag mir zu keinem Zeitpunkt vor. Ich habe hier meine Gedanken zu den potenziellen Möglichkeiten beschrieben. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass ich reine Anlagendaten zum Stromverbrauch oder den Einstellungen zum Luftdurchsatz mit Zehnder teilen würde, sollte ich bei der Einrichtung gefragt werden.

Gerne stelle ich hier nochmals klar, dass ich mit der Anlage im bisherigen Betrieb überwiegend zufrieden bin. Ich habe mit der Zehnder ComfoAir Q350 TR und auch mit dem technischen Support von Zehnder bisher sehr positive Erfahrungen gemacht.

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