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Google hat Android Wear kaputt gemacht!

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Lesedauer: 5 Minuten

Was habe ich darauf gewartet, endlich Android Wear 2.0 auf meine Huawei Watch zu bekommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit und als die Screenshots von upgedateten Huawei Watches im Netz schon wieder abklangen, hat auch mich endlich die neueste Version von Googles Smartwatchbetriebssystem erreicht. Nach etwa 2 Wochen auf Android Wear 2.0 weiß ich: Das Ding ist Mist! Ja, ein paar Kleinigkeiten sind schon besser geworden, aber den Kern meiner Nutzung hat Google vermurkst.

Smartwatches wurden immer als Second Screen angepriesen. Alle Benachrichtigungen des Smartphones am Handgelenk war die Devise. Nicht bei jedem tüdl-tüt gleich das Smartphone zücken, sondern lässig einen unauffälligen Blick auf das Handgelenk und man sieht gleich, was los ist. Aus vorbei, Schluss damit! Der Fokus von Android Wear 2.0 liegt jetzt auf Eigenständigkeit. Die Smartwatch soll ein unabhängiges Gerät sein. Genau diese Eigenständigkeit der Smartwatch macht für mich den Nutzen kaputt.

Ich hab ja immer gepredigt, dass eine Smartwatch in erster Linie eine Uhr sei. Jetzt habe ich den Salat mit Android Wear 2.0 ist sie fast nur noch eine Uhr. Wenn es am Handgelenk bei der Huawei Watch fast unmerklich vibrierte, reichte auf Android Wear 1.x wirklich noch ein kurzer Blick und man war informiert, was da gerade am Smartphone angekommen ist. Jetzt, nach dem Update auf 2.0 sehe ich bestenfalls die Uhrzeit. Um mehr zu sehen, muss ich interagieren. Also zweite Hand zur Uhr geführt, nach oben gewischt. Erst jetzt sehe ich, dass ich diese Benachrichtigung gar nicht als so wichtig ansehe, dass ich reagieren müsste. Die Benachrichtigungskarten werden mir nicht mehr automatisch angezeigt. Mit dem Hochwischen, um die Benachrichtigung auch zu sehen, habe ich schon reagiert und alle um mich herum haben mitbekommen, dass ich die Smartwatch bedient habe. Glückwunsch Google, Du hast mir die Unauffälligkeit genommen, mit der ich bislang die eingehenden Nachrichten checken konnte. Jetzt sieht jeder, dass ich etwas an der Uhr überprüfe. Da hätte ich auch mein Smartphone zücken können! Nach ewiger Sucherei konnte wenigstens die Gestensteuerung der Uhr wieder aktivieren. So kann ich durch eine Drehbewegung des Handgelenks die ggf. vorhandene Benachrichtigung wieder sichtbar machen. Doch auch dies ist nicht unauffällig und die Drehbewegung des Handgelenks wird von Umstehenden irritiert wahrgenommen.

Da ich nun schon reagiert habe, kann ich auch gleich an der Uhr weiter machen. Früher hat man die Benachrichtigungskarte einfach nach links gewischt. Damals dachten sich die Entwickler, dass dies die optimale Geste sei, um mehr Details zur Benachrichtigung zu erhalten. Inzwischen hat man sich offensichtlich anders entschieden. Jetzt muss ich auf die Karte drauf tippen, um mehr zu sehen. Der Swipe nach links oder rechts wird nun verwendet, um die Karte bzw. die Benachrichtigung wegzuwischen. Hat man sich nun in die App getippt, geht es weiter mit Tippen zum weiter machen und wischen zum Beenden. Je nachdem, was die App einem so bietet. So ganz genau habe ich das noch nicht verstanden.

Da ich schon am Meckern bin: Ziffernblätter wechseln ist nun ganz einfach. Einfach im Homescreen nach links oder rechts wischen und schon kann man schnell ein anderes Ziffernblatt aktivieren. Das ist so einfach, dass mir das mindestens einmal täglich von ganz allein passiert. Was hab ich mich schon beim Anblick meiner Uhr gewundert. Ein Blick … und man findet nichts, weil wieder mal das Ziffernblatt gewechselt ist oder man sich in den tieferen Einstellungen zum aktuellen Watchface befindet. Da draußen scheint es User zu geben, die den ganzen Tag nichts anderes mit ihrer Smartwatch gemacht haben, als die Ziffernblätter zu wechseln. Ein Watchface zum Frühstück. Ein Watchface für den Weg zur Arbeit. Ein Watchface für die Mittagspause … Wenn ich mich für ein Watchface entschieden habe, dann bleibt das erst mal für ein paar Tage oder gerne auch mal Monate. Bei mir muss alles seinen Platz haben, ich will mich nicht dauernd auf meiner Uhr neu orientieren müssen. Ein kurzer Blick auf die Uhr muss reichen, um zu wissen, was los ist. Jetzt wechselt sich das Ziffernblatt gerne mal selbstständig und ich muss es wieder zurückstellen.

Dafür konnte ich die Deaktivierung des Screens (Kinomodus) nicht mehr finden. Unter Android 1.x musste ich dazu doppelt auf den Uhrknopf drücken oder die Uhr mit der Hand abdecken. Sehr praktisch, wenn man mit der Uhr unter die Dusche geht. Das Wasser verursacht Phantomklicks und mit ausgeschaltetem Display ließ sich das verhindern. Eine unabdingbare Funktion im Kino. Selbst im Ambientmode ist die Uhr so hell, dass sich unweigerlich alle Umsitzenden gestört fühlen müssen. Aber auch hier murkste Google herum. Die Uhrknöpfe bekamen jetzt ganz neue Funktionen. Ein Druck und man bringt die Uhr aus dem „Ambientmode“ in den aktiven Modus. Von dort der nächste Druck startet den App Drawer. Ein Druck, wenn man sich im App Drawer oder einer aktiven App befindet, und man ist wieder im Homescreen. Grundsätzlich nicht ganz daneben, aber wie zum Teufel aktiviere ich schnell mal den Kinomodus? Schnell geht da nichts mehr. Jetzt muss man bei aktivierter Uhr von oben nach unten wischen, auf das Sonnensymbol für die Helligkeitseinstellungen tippen, um dann auch die durchgestrichene Uhr zu tippen. Klar, warum einfach, wenn man es kompliziert machen kann.

Wenn ich zum neuen Smartwatchbetriebssystem von Google ein Resümee ziehen muss, dann, dass es Google ziemlich vergeigt hat. Google bastelt ja gerne mal rum und probiert was Neues aus. Das kann man seit Jahren an den ständig wechselnden neuen Messenger Apps beobachten. Da wird auch nur gebastelt und nie etwas Nachhaltiges gebracht. Jetzt haben sie Android Wear vermurkst, und zwar so, dass man es nicht mal auf der Google I/O 2017 in der Keynote erwähnt hat. Kein Wort zu Smartwatches. Nicht mal ansatzweise kam man in diesem Jahr auf Android Wear oder Smartwatches zu sprechen. Stattdessen hatten 3 Protagonistinnen der Google I/O Keynote Verzückungsanfälle, als sie über die neuen „Möglichkeiten“ von YouTube sprachen. YouTube bekommt jetzt den Superchat. Dann kann man seinem YouTube-Star im Livechat Geld geben. So ein Schmarrn!

Android Wear und Smartwatches scheint wohl ein fast beendetes Experiment von Google zu sein, welchem der schleichende, aber unausweichliche Tod bevorsteht. Ein Experiment, das 2014 so verheißungsvoll begann und das nun darauf wartet, bei einem Frühjahrsputz der nächsten Jahre ausgelöscht zu werden. Ave Google, morituri te salutant!

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