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Kontrollierte Wohnraumlüftung: Zuluftfilter selbst gemacht

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Lesedauer: 5 Minuten
Kontrollierte Wohnraumlüftung: Zuluftfilter selbst gemacht

Sehr lange habe ich mich mit meiner Lüftungsanlage beschäftigt. Ich hatte mir beim Hausbau einen Bausatz andrehen lassen und war daher gezwungen, mir einige Dinge anzulesen. Was zu Beginn ein unkomfortabler Nachteil für mich war, ist inzwischen zum Vorteil geworden.

So konnte ich schon dem ein oder anderen Bauherrn in meinem Bekanntenkreis mit Rat zur Seite stehen. Im letzten Jahr tauschte ich dann die Bausatzanlage1interner Link: Kontrollierte Wohnraumlüftung: Zehnder ComfoAir Q350 TR ersetzt meine alte Maico WRG300DC, aufgerufen am 12.3.2023 gegen eine nagelneue Zehnder Q350 TR. Nachdem ich vor ein paar Wochen meine Meinung zu den Abluftventilen geäußert hatte, geht es heute um die Frisch- bzw. Zuluftfilter. Auch diese fertige ich aus Filterflies selbst, weil die Hersteller für die originalen Filter ziemlich zulangen.

In meinem Frischluftstrang sind an zwei Stellen Filter gesetzt. Den ersten Filter habe ich am Ansaugturm vor dem Luft-Erdwärmetauscher. Der zweite Filter sitzt in einer separaten Filterbox im Frischluftkanal, nach dem Erdwärmetauscher und noch vor dem Lüftungsgerät. Im Lüftungsgerät selbst habe ich keinen Filter mehr. Einerseits halte ich es für unsinnig, einen G4 Filter nach F6 zu setzen. Andererseits sind die Gerätefilter preislich wesentlich höher angesiedelt als das F6 Filterflies. Für das Doppelpack Gerätefilter für die ComfoAir Q350 ruft Zehnder im hauseigenen Onlineshop etwa 45 € auf.

Ich verwende für alle Filterzuschnitte nur eine Sorte Filterflies. Es handelt sich um ein F6 Flies mit progressivem Aufbau. Progressiver Aufbau bedeutet, dass die Strömungsrichtung der Luft festgelegt ist, weil das Flies auf der Reinluftseite dichter ist als auf der anderen Seite. Diese Filter sind auch nicht regenerierbar, weil die Staubpartikel je nach Größe an unterschiedlicher Stelle des Flieses festgehalten werden. Ein verschmutztes Filterflies ist am Ende der Standzeit durchgängig verschmutzt. Ein Absaugen ist eigentlich nicht möglich und bezogen auf den Preis unrentabel. Ich habe 20 m² des Flieses auf einer Rolle mit 1 m Höhe und der Preis lag bei etwa 4,50 € pro m².

Der Ansaugturm

Auf den folgenden Bildern ist das Filterflies in eingebautem Zustand am Ansaugturm zu sehen. Die linke Seite zeigt das Filterflies nach etwas 6 Monaten. Rechts ein Bild mit einem frischen Filter. Man kann an der Farbe bereits sehr gut erkennen, ob der Filter gewechselt werden muss. Die Standzeit ist abhängig von der Luftmenge, die angesaugt wird und dem Grad der Luftverschmutzung. In der ersten Zeit mit meiner Lüftungsanlage hatte ich den Ansaugturm regelmäßig kontrolliert, wenn ich die Abluftfilter wechselte. Es hat sich herausgestellt, dass i. d. R. nach einem halben Jahr der Filter gewechselt werden muss. Sollte der Filter dann noch OK sein, verschiebe ich den Termin auf den nächsten Abluftfilterwechsel.

vorher: verbrauchter Filter im Ansaugturm
vorher: verbrauchter Filter im Ansaugturm
nachher: neuer Filter im Ansaugturm
nachher: neuer Filter im Ansaugturm

Der Ansaugturm hat mit 20 cm den gleichen Durchmesser wie das Rohr des Erdwärmetauschers. Berechnet man daraus den Kreisumfang, gibt etwas Nahtzugabe hinzu und noch etwas mehr, um die Filterstärke zu berücksichtigen, so lande ich bei einem Filterzuschnitt von etwa 36 cm * 75 cm. Das passt im Schnittmuster nicht so richtig gut auf 1m Fliesbreite und so fällt bei jedem Zuschnitt dieser Filter noch ein Rest ab, der für weitere Zuschnitte anderer Größen verwendet wird. Üblicherweise schneide ich daraus Abluftfilter2interner Link: Filter für die Abluftventile sind wichtiger als Zuluftfilter, aufgerufen am 12.3.20233 Das zugeschnittene Flies wird an der 36cm-Kante zusammengenäht. Dabei ist darauf zu achten, dass sich die Reinluftseite am Ende innen befindet, damit der progressive Fliesaufbau auch wirkt.

Die Nähte mache ich mit einem großen geraden Stich an einer Nähmaschine; Anfang und Ende vernähen
Die Nähte mache ich mit einem großen geraden Stich an einer Nähmaschine; Anfang und Ende vernähen

Die Filterbox

Ganz kurz vor dem Lüftungsgerät selbst befindet sich eine zusätzliche Filterbox. Die Filterbox war damals im Bausatz vorhanden und ich habe sie verbaut, ohne genau zu wissen, ob ich sie benötigen würde. In dieser Box lässt sich sehr gut ein weiterer Filter platzieren und ich spare mir damit den Gerätefilter. Die Filterbox könnte ruhig etwas größer sein, so ließe sich ein größeres Flies unterbringen und damit die Strömungsgeschwindigkeit der Luft durch das Flies hindurch verringern. Ich gehe davon aus, dass sich dadurch der Abscheidegrad erhöhen müsste.

vorher: verbrauchter Filter in der Filterbox
vorher: verbrauchter Filter in der Filterbox
nachher: verbrauchter Filter in der Filterbox
nachher: verbrauchter Filter in der Filterbox

Dem aufmerksamen Leser mag aufgefallen sein, dass ich hier zwei Filter gleichen Typs hintereinandergesetzt habe. Eigentlich lässt sich überall nachlesen, dass dies unsinnig ist und bestenfalls den Widerstand für die Luft erhöht, jedoch nicht zu mehr Filterleistung führt. Die Erklärungen hierfür sind logisch und vollkommen nachvollziehbar. Ich hatte anfangs an jeder vorgesehenen Stelle die mitgelieferten Filter gesetzt und die Anzahl im Laufe der Jahre Stück für Stück reduziert. So blieben im Frischluftstrang eben diese beiden Filter übrig. Obwohl sich nach dem F6 Flies im Ansaugturm eigentlich keine nennenswerte Anzahl Partikel mehr in der Luft befinden dürften die über F6 herausgefiltert werden können, so wird der zweite Filter doch mit der Zeit zunächst grau und dann schwarz. Dies sagt mir, dass zwei gleichartige Filter hintereinander nicht völlig nutzlos sind. Um mein Lüftungsgerät und den nachfolgenden Zuluftstrang vor Verschmutzung zu schützen, belasse ich das so. Diesen Filter wechsle ich ebenfalls nach etwa 6 Monaten.

Das im rechten Bild sichtbare Gitter in der Filterbox habe selbst hergestellt. Es bewirkt, dass das Flies in Form und an der richtigen Position gehalten wird. Es handelt sich um „Hasendraht“ aufgespannt auf ein Gestell aus dicken Aluminiumdrähten. Original war hier ein Filter verbaut, der diagonal durch die Filterbox ging. Mit den Maßen 20 cm * 24 cm hatte dieser eine Filterfläche von etwa 480 cm². Durch die V-Form erhöhe ich die Filterfläche um etwa 40 % auf 680 cm² (20 cm * 34 cm). Je mehr „Knicke“ hier drin wären, desto größer würde die Filterfläche. Leider waren mir mit vertretbarem Aufwand nicht mehr Knicke möglich. So belasse ich es hier bei der V-Form.

Der Zuschnitt

Das Schnittmuster zeichne ich mir jedes Mal mit einem Textmarker und Meterstab auf das Flies. Eigentlich wollte ich mir hier mal ein Schnittmuster festlegen, welches ich jedes Mal benutzen könnte. Leider habe ich noch kein passendes Muster gefunden, das:

  • mit einer geraden Kante abschließt
  • alle notwendigen Filtertypen enthält
  • die jeweilige Anzahl der Filter meinem Bedarf entspricht
  • kein Verschnitt übrig bleibt

So muss ich mir jedes Mal wieder aufs Neue die benötigten Filter zusammenstellen, dass es passt und ich bin noch auf kein wiederverwendbares Schnittmuster gekommen.

Meine Rolle Filterflies
Meine Rolle Filterflies

Den Zuschnitt selbst mache ich mit der Bosch Xeo, einem Universalschneider mit drehendem Schneideblatt. Die Xeo ist eigentlich für Schnittdicken bis 6 mm angegeben. Da sich das Flies beim Schneiden zusammendrückt, klappt das hier auch bei 2 cm Fliesdicke. Anfangs hatte ich den Zuschnitt per Hand mit einer Haushaltsschere erledigt. Das geht grundsätzlich auch. Fertige ich jedoch die Filter für die nächsten zwei Jahre, kommt eine ordentliche Schnittlänge zusammen. Da braucht man sich über eine Überlastung der Unterarmmuskulatur nicht wundern. Daher habe ich bei einem Angebot im Baumarkt zugeschlagen und bin hier ziemlich zufrieden mit der Bosch Xeo.

Möglicher selbst gefertigter Gerätefilter

Ich habe diesen Beitrag verfasst, weil ich in den Kommentaren eines anderen Beitrags danach gefragt wurde. Die Frage ließ sich nicht umfassen im Rahmen des Kommentars beantworten und ich denke, dass mehr Lüftungsbesitzer an dieser Information interessiert sein könnten. Die Gerätefilter der ComfoAir Q350 haben mit ca. 15,5 cm * 50 cm eine Fläche von ~780 cm². Mit den 680 cm² in meiner Filterbox liege ich ~15 % unter dieser Größe. Bisher hatte ich noch keine Zeit oder ausreichend Lust für das Gerät einen Einschub zu basteln, in den ich einfach einen Filterzuschnitt einlegen könnte. Das steht noch auf meiner ToDo-Liste. Bis dahin muss ich eben mit der etwas geringeren Filterfläche leben.

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Einzelnachweise
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2 Antworten zu „Kontrollierte Wohnraumlüftung: Zuluftfilter selbst gemacht“

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  1. Avatar von Annika Schmidt

    Mein Mann möchte auch einen Zuluftfilter selber bauen. Dass Filterflies sehr teuer sind, stimmt, deshalb hat sich mein Mann für Filtermatten entschieden. Es ist auch gut zu wissen, dass du an zwei Stellen die Filter gesetzt hast. Das werde ich meinem Mann erzählen, wenn er vom Filtermattenhändler zurück ist.

    1. Avatar von Thomas Schmidt

      Denkt auch an die Abluftventile, damit die Rohre sauber bleiben. Hier mein Artikel dazu: Filter für die Abluftventile sind wichtiger als Zuluftfilter