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Wie mich der lokale Fachhändler zum Kauf im Internet drängt

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Lesedauer: 9 Minuten
Husqvarna Automower 315X

Ich habe keine Lust mehr, keine Lust mehr zum Rasen mähen. Aus dem Grund habe ich mich auf die Suche nach einem Mähroboter gemacht. Immer mehr Leute haben so ein elektrisches Schaf, da sollte die Technik auch ausgereift sein. Nach längerer Suche und Vergleichen bin ich auf Husqvarna Automower gestoßen. So einer sollte es sein! Natürlich braucht so ein Gerät auch mal einen Kundendienst. Daher ist es auch klar, dass man nicht in einem beliebigen Onlineshop kauft, sondern beim Fachhändler vor Ort. Dieses Unterfangen sollte für mich ein Erlebnis der ganz besonderen Art werden, denn der Fachhändler drängt mich dazu, im Netz zu kaufen.


Inhalt
1. Warum ein Husqvarna Automower?
2. Eine App zur Fernbedienung muss es schon sein
3. Ab in den Fachhandel vor Ort
3.1 Meine Fragen zum Husqvarna Automower 315X
3.2 Kommen wir zur Preisverhandlung
3.3 Warum wollte der Fachhändler nicht verkaufen?
4. Meine gefundenen Antworten
5. Quo vadis?

Warum ein Husqvarna Automower?

Bei meinen Vergleichen bin ich bei Husqvarna gelandet, weil es mir der einzige Hersteller zu sein scheint, dessen Mähroboter auch bei Regen voll funktionstüchtig sind. Gerade bei Regen wächst der Rasen und nach einigen Tagen Dauerregen steht das Gras so hoch, dass ein Mulchmäher kleine Grashaufen bildet. Das sieht nicht schön aus und der Grasschnitt fällt nicht vernünftig auf den Boden durch. Je kürzer die geschnittenen Grashalme, desto leichter fallen sie durch die stehenden Halme hindurch. Kurzes Gras vergammelt schneller und bildet so wertvollen Humus für den Rasen. Der Vorteil des Mulchmähers ist, dass der Grasschnitt seinen Dünger wieder an den Boden und somit den Rasen abgibt.

Ich möchte einen gleichmäßigen dichten Rasen. Dafür muss ich gießen und düngen. Der Dünger geht ins Gras und mit dem Schnitt entferne ich ihn wieder. Der entfernte Grasschnitt sorgt dafür, dass die Erde offen liegt und Platz für allerlei anfliegende Samen bietet. Außerdem erwärmt die Sonne die dunkle Erde und sorgt so dafür, dass das Gießwasser schön verdunstet. All das will ich nicht. Wenn ich schon dünge und gieße, dann soll das auch dortbleiben, wo ich es haben will.

Ein Mähroboter, der auch im Regen arbeitet, scheint mir eine logische Schlussfolgerung. Ein Bekannter hat bereits einen Husqvarna 315 im Garten und konnte mir all meine Vermutungen bestätigen. Vor Ort konnte ich mich von der geringen Lautstärke des Mähers überzeugen. Ich kann ihn sicherlich in Nacht arbeiten lassen, ohne dass sich jemand daran stört. Damit wäre mein Rasen tagsüber voll nutzbar.

Eine App zur Fernbedienung muss es schon sein

Die Verbindung über eine Smartphone-App per Bluetooth, wie sie der Husqvarna 315 bietet, scheint mir da nicht wirklich ausreichend. Wenn ich auf maximal 10 m an mein Elektroschaf heran muss, kann ich auch gleich die Gerätetasten verwenden. Was für ein Zufall, dass 2018 das Nachfolgemodell 315X auf den Markt kam. Die X-Reihe der Husqvarna Automower enthält ein Mobilfunkmodul, mit dem der Mäher quasi überall im Netz verfügbar ist. Mir hätte es gereicht, wenn ich ihn ins heimische WLAN einbinden hätte können, aber daran haben die Entwickler von Husqvarna wohl nicht gedacht. Mit dem Mobilfunkmodul wurde auch gleich Bluetooth eingespart.

Ab in den Fachhandel vor Ort

Wie oben beschrieben, scheint mir ein Husqvarna Mähroboter rasentechnisch alle meine Anforderungen zu erfüllen. Nur die smarten Funktionen ließen Fragen offen. Was liegt da näher, als sich im örtlichen Fachvertreter von Husqvarna beraten zu lassen und dann letztlich auch dort zu kaufen. Das hat auch gleich noch den Vorteil, im Fehlerfall einen kompetenten Ansprechpartner zu haben, der Service und Reparaturen fachgerecht durchführen kann. So machte ich mich auf zum nächsten Husqvarna-Fachhändler in meiner Nähe.

Meine Fragen zum Husqvarna Automower 315X

Das mit dem Mobilfunknetz ist ja keine ganz schlechte Idee und Husqvarna übernimmt aktuell auch noch den Datenverkehr für die ersten 10 Jahre. Doch was ist am Ende dieser 10 Jahre? Bin ich dann gezwungen, einen Anschlussvertrag zu machen, oder kann ich auch eine eigene SIM einstecken? Die SIM ist ja im Inneren und da muss ich das Siegel aufbrechen.

Antwort des Fachberaters: „Also, wenn Sie das Siegel aufbrechen und innen herummurksen, ist das Ihr Problem!“

Na gut, nach 10 Jahren ist die Garantie eh längst abgelaufen. Kann ich denn überhaupt eine eigene SIM irgendwo einstecken.

Antwort des Fachberaters: „Da müssen Sie dann eh zu mir kommen, weil Sie da ein Software-Update brauchen.“

Apropos Mobilfunknetz, das ist ja nicht überall gleich gut. Da würde ich im Vorfeld doch gerne prüfen, ob es bei mir ausreichend Empfang gibt. In welchem Netz ist denn der Mäher unterwegs?

Antwort des Fachberaters: „Also, das weiß ich jetzt nicht. Das hat mich auch noch niemand gefragt.“

Wenn der Mäher schon im Netz ist, würde ich den vielleicht auch gerne mit dem Google Assistant bedienen. Also meinen Saugroboter kann ich über den Google Assistant bedienen, da frage ich mich, ob das mit dem Mähroboter auch geht.

Verstörter Blick des Fachberaters; er wird sichtlich unzufrieden mit der Situation.

Ich wage einen weiteren Vorstoß: Na gut, man kann den Mäher über die App bedienen und ich brauche dazu sicherlich ein Nutzerkonto bei Husqvarna. Wenn schon der Datenverkehr über die Server von Husqvarna läuft, gibt es dann wenigstens ein Webinterface, über das ich mich einloggen kann und die Daten des Mähers abfragen bzw. ihn bedienen.

Antwort des Fachberaters: „Für was soll das denn gut sein?“

Ich: „Mein Smartphone habe ich nicht ständig in der Hand, und wenn ich schon am Rechner sitze…“

Der Mäher hat ja ein 10 m langes Niederspannungskabel zur Ladestation. Ich möchte ungern die Steckdose im Außenbereich haben und würde diese gerne in meinem Keller anbringen. Ist denn das Niederspannungskabel beidseitig mit Steckern bestückt, oder kann ich es in ein Leerrohr einziehen?

Antwort des Fachberaters: „Da sind Stecker dran, da brauchen Sie ein dickes Leerrohr.“

Eine Steckdose für den Mäher im Außenbereich kommt für mich nur sehr ungern infrage. Würde ich den Stecker abzwicken, das Kabel einziehen und dann wieder verbinden, erlischt dann die Garantie für den Mäher?

Antwort des Fachberaters: „Ist doch klar! Wenn Sie an dem Gerät herumbasteln, können Sie doch keine Garantie erwarten! Denken Sie, Sie können mit dem Hammer auf das Gerät dreschen und bekommen dann kostenlosen Ersatz?!?“

Ich: „Äh, ja, aber wenn ich am Netzteil was mache, und am Mäher ist was Mechanisches kaputt, dann hängt das doch nicht zusammen?“

Antwort des Fachberaters: „Das dürfen Sie dann selber mit Husqvarna klären, für so einen Scheiß hab‘ ich keinen Nerv!!!“

Zum Abschluss versuche ich es mit etwas Einfachem. Irgendwie habe ich langsam Mitleid und so hoffe ich wenigsten noch einen guten Preis zu bekommen. Wenn er jetzt ein Erfolgserlebnis hätte, könnte ich ihn vielleicht milde stimmen.
Ich möchte meinen Mäher etwas außerhalb des Rasens positionieren. Kann ich ihn denn irgendwie in einer Nische parken lassen? Im Netz gibt es da Besitzer, die haben echt coole Garagen für ihre Mäher. Kann ich ihn über einen schmalen Weg fahren lassen und dann neben einer kleinen Mauer parken lassen?

Antwort des Fachberaters: „… Das,… müsste schon gehen.“

Kommen wir zur Preisverhandlung

Ich beendete meine Befragung. Immerhin konnte mir der Profi eine meiner Fragen beantworten, obwohl ich mir schon gedacht hatte, dass der geplante Parkplatz wohl gehen müsste. Ich hatte mich bereits ein komplettes Wochenende mit dem Automower 315X befasst. Alle Themen zur Installation des Begrenzungskabels und die Funktionsweise sind mir klar. Vielleicht könnte der lokale Handel wenigstens einen attraktiven Preis bieten. Ich bekundete also mein Interesse, den Mäher und ein zugehöriges „Installationskit Small“ zu erwerben.

Antwort des Fachberaters nach ein wenig Rechnerei: „zwo-vier-neunun’neunzig“

Ich: „Ihnen ist schon klar, dass ich den Mäher im Netz für 1900 € bekomme?“
Das hätte ich vielleicht nicht erwähnen sollen, denn jetzt hatte ich ihn vollends verärgert:

„MIT DEM NETZ KONKURRIERE ICH NICHT. ICH HABE EIN LAGER UND ENTSPRECHENDE KOSTEN. BEI MIR BEKOMMEN SIE EINE AUSFÜHRLICHE BERATUNG, DIE SIE IM NETZ NICHT BEKOMMEN.“

So schnell ließ ich mich nicht ins Bockshorn jagen: „Selbstverständlich bin ich bereit, für Service zu bezahlen, aber der Unterschied zwischen 1900 € und 2500 € ist doch nicht ganz unerheblich.“

Sichtlich genervt der Fachberater: „Der 315X ist das neueste Modell, das verkauft sich von allein. Außerdem habe ich nur 7 Stück bekommen und 5 sind schon weg. Übermorgen verkaufe ich noch einen.“

Mein letzter Versuch, auf einen akzeptablen Preis zu kommen: „Geht jetzt noch was, oder bleiben wir bei 2500 €?

Antwort des Fachberaters: „Dann 2399 €, aber mehr geht nicht.“

„Danke. Ich schlafe mal drüber und dann melde ich mich.“

Warum wollte der Fachhändler nicht verkaufen?

Genau das war die Frage, die ich mir auf dem Heimweg stellte. Es scheint wohl keine Notwendigkeit zu bestehen, denn die Mäher verkaufen sich ja angeblich von allein. Wenn es genug Nachfrage gibt, besteht keine Notwendigkeit eines günstigen Preises. Dann habe ich über die erwähnte ausführliche Beratung nachgedacht. Also das, was mir geboten wurde, kann es nicht sein. Besagter Fachberater sei in dem Laden der Husqvarna-Profi, wurde mir gesagt. Die smarten Funktionen seiner Geräte sind offensichtlich nicht seine Stärke. Hier konnte er mit kompletter Ahnungslosigkeit glänzen. Der Wille, sich schlauzumachen, um dem Kunden die Antworten liefern zu können, fehlte gänzlich. Dass der Mäher nach dem Zufallsprinzip fährt und trotzdem alle Stellen im Rasen erreicht, findet sich im Prospekt und in nahezu allen Beiträgen zu Mährobotern im Netz. Wer halbwegs lesen kann, sollte das ganz leicht herausfinden können. Das herausragende Merkmal der Husqvarna Automower der X-Reihe, ist eben die Schnittstelle „Automower Connect“ und dazu konnte er mir nahezu keine einzige Frage beantworten.

Alternativ zu Unwissen käme noch eine persönliche Aversion infrage. Es wäre vorstellbar, dass ihn etwas an meiner Erscheinung, meiner Sprechweise oder meiner Gestik gestört hat. Während des Gespräches lag da so ein Unbehagen in der Luft, welches ich nicht richtig zu fassen bekam, jedoch wahrnehmen konnte. Aus menschlicher Sicht ist es nachvollziehbar, dass ich einer Person, welche mir unsympathisch ist, nicht gerne oder gar nicht helfen möchte. Wobei das gezeigt Verhalten ein ziemlich unprofessionelles Verhalten für Personen wäre, die im Vertrieb tätig sind. Aber so richtig kann ja niemand aus seiner Haut. Vielleicht hatte der Fachberater das Gefühl, ich wolle ihn vorführen oder brüskieren? Das lag nicht in meiner Absicht. Dass er offensichtlich weitgehende Themengebiete seiner Produkte nicht zu beherrschen scheint, kann nicht mir angelastet werden.

Meine gefundenen Antworten

Zu einigen Fragen konnte ich inzwischen weitere Informationen finden. So bietet Husqvarna für den Automower 315 (und weitere Modelle) ein „Automower Connect Modul“ zur Nachrüstung an. Auf Seite 14 der Automower Connect Bedienungsanleitung1externer Link, Husqvarna: Dokumentdownload (pdf, 3,2MB), aufgerufen 17.8.2023 ist ersichtlich, dass 2G und 3G Frequenzen aller deutschen Netze unterstützt werden. Ich gehe davon aus, dass dies ebenso für das ab Werk verbaute Modul der 315X gilt. Ein Wechsel der SIM Karte ist dem Benutzer offensichtlich nur möglich, wenn das Garantiesiegel verletzt wird. Das hätte anders gelöst werden müssen. Über den Datenhunger finden sich Angaben von 20 bis 25 MB im Netz. Auch Angaben, dass somit eine Netzclub SIM funktionieren würde, konnte ich schon finden.

In einer Pressemitteilung vom 15. März 20182Ursprünglich verlinkter Inhalt von Husqvarna nicht mehr verfügbar; Stand 17.8.2023 teilt Husqvarna mit, dass man den Mäher zukünftig über Alexa starten kann. Zum Start wird man sich mit Alexa aber in Englisch unterhalten müssen. Am deutschen Alexa Skill würde gearbeitet, aber ein Launchdatum stünde noch nicht fest, teilt Husqvarna mit. Bleibt zu hoffen, dass zumindest ein Dienst wie IFTTT noch folgt, wenn man sich schon über den Google Assistant und Siri ausschweigt.

Fragen, die ich noch nicht beantworten konnte:

  • Werde ich zukünftig Softwareupdates über die App machen können (Stichwort OTA)?
  • Was passiert, wenn die 2G und 3G Netze sukzessive abgeschaltet werden? Immerhin sind 10 Jahre aus technischer Sicht eine Ewigkeit? 
  • Bringt das im 315X verbaute GPS Modul einen Mehrwert und könnte ich dadurch das Suchkabel einsparen?

Quo vadis?

Eine ausführliche Beratung war diesem Husqvarna-Fachberater nicht möglich, ebenso wenig wie einen attraktiven Preis zu bieten. Einer Werkstätte, die mir fast keine Frage beantworten kann, möchte ich ganz sicher nicht einen Mähroboter von über 2000 € anvertrauen. Ich muss davon ausgehen, dass die den Mäher bestenfalls abwischen und säubern könnten, aber bei einem Firmwareupdate vermutlich scheitern und das Gerät schrotten. Abwischen kann ich definitiv selbst. Bleibt also ein Preis, den mir genug Onlineshops unterbieten. Ergo habe ich hier einen Fachhändler, der mich zum Kauf im Netz drängen will.

Ich habe die Anschaffung ein wenig zurückgestellt und werde die nächstnäheren Fachhändler aufsuchen. Vielleicht ist da jemand dabei, der kompetenter ist und dem man einen Mähroboter für eine Inspektion anvertrauen kann. Recht viel weniger vertrauenserweckend als bei diesem Mal dürfte auch schwer machbar sein.

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Einzelnachweise
  • 1
    externer Link, Husqvarna: Dokumentdownload (pdf, 3,2MB), aufgerufen 17.8.2023
  • 2
    Ursprünglich verlinkter Inhalt von Husqvarna nicht mehr verfügbar; Stand 17.8.2023

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